Wie soll die digital gestützte Hochschullehre in Sachsen nach der Corona-Pandemie aussehen? In einem Think Tank am 23.04.2021 tauschten sich 18 unserer Digital Fellows zu Erfolgen und Misserfolgen der digital gestützten Lehre während der pandemiebedingten Ad-hoc-Digitalisierung aus. Dabei entwickelten Sie Zukunftsvisionen für die digital gestützte Hochschulbildung nach der Rückkehr zum Regelbetrieb, die sie als Thesen formulierten. Diese Thesen möchten wir gern teilen und in den öffentlichen Diskurs einbringen.

In Bezug auf live durchgeführte Online-Lehrveranstaltungen, digitale Prüfungsszenarien sowie Kommunikation, Betreuung und Zusammenarbeit im asynchronen Selbststudium fordern die teilnehmenden Fellows neben Anerkennung und Wertschätzung ihres Engagements neue didaktische Konzepte, die Klärung rechtlicher Fragen sowie technologische Weiterentwicklungen:

  1. Digitale Lehre muss begleitet werden und verursacht fortlaufend Aufwand, der deputatsseitig angerechnet werden muss.
  2. Digitale Lehre kostet einen Initialaufwand, auch wenn viele Materialien bereits vorhanden sind, daher möchten wir in Zukunft, dass der Einsatz für Lehrentwicklung ermöglicht und verstärkt gewürdigt wird.
  3. Die Neuausrichtung von Präsenzveranstaltungen kann zusätzliche/andere Lerneffekte erzeugen, daher möchten wir in Zukunft, dass die Wissensvermittlung und Gruppenarbeiten auch komplementär in die asynchrone Lehre ausgelagert werden können und die synchronen Veranstaltungen für Diskussion, Austausch etc. genutzt werden.
  4. Digitale Lehrveranstaltungen sind heute noch wenig interaktiv, daher möchten wir in Zukunft, dass neue Formate der Aktivierung der Studierenden in synchronen Lehrveranstaltungen konzipiert und erprobt werden.
  5. Übergänge zwischen synchronem und asynchronem Lernen sollen durch geeignete Aufgabenstellungen und didaktische Konzepte (z. B. Flipped Classroom) unterstützt werden.
  6. Fehlende Rechtssicherheiten in Bezug auf das digitale Prüfen müssen geklärt werden.
  7. Digitale Prüfungen ermöglichen eine fairere Bewertung (z. B. in Bezug auf Lesbarkeit) und sollen daher in Zukunft (ggf. in E-Assessment-Centern) weiterhin durchgeführt werden können.
  8. Digitale Prüfungen ermöglichen die Erstellung vergleichbarer Klausuren, zu deren Bereitstellung und Durchführung Systeme weiterentwickelt werden sollen.
  9. Semesterbegleitende Self-Assessments steigern den Lernerfolg und sollen daher weiterhin eingesetzt werden.
  10. Individuelles Feedback wird beim asynchronem Lernen immer wichtiger, daher möchten wir in Zukunft, dass Kommunikationsprozesse in asynchronen Phasen durch qualifizierte Lernprozessbegleiter moderiert werden, die aus zentralen Mitteln qualifiziert werden.
  11. Im Sinne des Reverse Mentoring und der Co Creation sollen Lehrende untereinander sowie auch Studierende die Digitalisierung von Lehre (insb. die Materialproduktion) unterstützen.
  12. Tradierte Lehrformate erscheinen nicht mehr passend, daher möchten wir in Zukunft Studierende (in höheren Fachsemestern) mit ihren individuellen Erfahrungen und Kompetenzen an der Weiterentwicklung von Lehre beteiligen und dabei die Anerkennung der Unterstützungstätigkeiten im Rahmen von Modulleistungen sichergestellt wissen.
  13. Die Ausbildung von Medienkompetenz als Softskill muss intensiviert werden.